05 Aug

Luzides Träumen

Jeder Mensch träumt, nur nicht jeder Mensch erinnert sich auch an seine Träume – denn dafür muss man, Untersuchungen zufolge, mindestens drei Minuten nachdem man aus einem Traum aufgewacht ist wach bleiben. Wenn Sie sich also nie an Ihre Träume erinnern können, dann heißt das nicht, dass Sie nicht träumen, sondern lediglich, dass Sie einen tiefen Schlaf haben. Neben des normalen Träumens, in welchem man keinerlei Kontrolle über das Geträumte hat und sich nicht bewusst ist, dass gerade geträumt wird, gibt es aber auch noch das “luzide Träumen” – aber was genau ist das?

Luzides Träumen – der einfachste Weg, ein Superheld zu werden

Normale Träume kommen in der REM-Phase des Schlafes vor. Bei der “Rapid-Eye-Movement-Phase” handelt es sich um den Zeitraum während des Schlafens, in dem das Gehirn ähnliche Aktivität aufweist wie im Wachzustand. Alle 90 Minuten fallen wir in den REM-Schlaf und träumen. Gegen Morgen wird die REM-Phase länger, wir erinnern uns daher eher an Träume, die wir kurz vor dem Aufstehen geträumt haben. Das ganze Forschungsgebiet des Träumens stellt für Wissenschaftler auch heute noch ein großes Rätsel dar und Erkenntnisse werden oft aus Traumtagebüchern von Testpersonen gewonnen. Im Traum ist man sich nicht bewusst, dass man eigentlich schläft und das Geträumte nicht tatsächlich erlebt. Erst nach dem Aufwachen wird dies klar. Es gibt jedoch eine Art des Träumens die bewusst herbeigeführt werden kann und andere Charaktereigenschaften als der normale Traum aufweist: Das luzide Träumen oder auch Klartraum genannt. Beim luziden Träumen ist sich der Träumende tatsächlich darüber bewusst, dass er sich in einem Traum befindet. Der Verlauf des Traumes kann gesteuert und verändert werden und am nächsten Morgen erinnert sich die Person glasklar an das Geträumte. Wer schon immer einmal fliegen, die Welt retten oder andere ungewöhnliche Dinge erleben wollte, sollte dem luziden Träumen also einen Versuch widmen. Was auf den ersten Blick sehr spannend und positiv wirkt, kann aber auch schnell unangenehm werden.

Der Klartraum: Wie funktioniert er und
warum kann er unangenehm werden?

Luzides Träumen kann erlernt werden und auch Personen, die nur sehr selten träumen oder sich nie an ihre Träume erinnern, haben es schon zum Klarträumen geschafft. Die Fähigkeit besitzt also jeder Mensch, nur nicht jeder nutzt das enorme Potenzial des Hirns und trainiert sich das luzide Träumen an.

Eine Methode, mit der der Klartraum erlernt werden kann, ist beispielsweise die sogenannte MILD-Methode, was für “Mnemonic Induction of Lucid Dreams” steht. Hierbei wird das Gehirn zur Traumerinnerung trainiert und es gibt einige Übungen, mit denen auch Sie trainieren können. Um in die Welt des luziden Träumens einzutauchen kann ein erster Schritt beispielsweise ein Traumtagebuch sein. In diesem wird jeden Tag direkt nach dem Aufwachen festgehalten, an was genau aus der Traumwelt sich noch erinnert werden kann. Abend vor dem Einschlafen werden die Aufzeichnungen dann noch einmal durchgelesen und das Gehirn so aktiv auf die Traumverarbeitung vorbereitet. Das Traumgedächtnis wird geschult und das Bewusstsein für Klarträume immer mehr geschärft.

Auch ein wirkungsvolles Schlaf-Mantra kann dabei helfen zum luziden Träumer zu werden. Der amerikanische Psychologe Stephen LaBerge entdeckte diese wirkungsvolle Methode bereits in den 80er-Jahren. Die Methode ist recht simpel: Vor dem Einschlafen sollen Sie sich den Satz “Das nächste Mal wenn ich träume, werde ich mich daran erinnern, dass ich träume” ins Gedächtnis rufen. Auch mit dieser Methode wird das Hirn immer mehr auf das luzide Träumen vorbereitet.

Um im Traum herausfinden zu können, ob Sie träumen oder nicht, können Sie Reality Checks anwenden. Der Check sollte im Wachzustand eingeübt und dann im Schlaf angewandt werden. Ein Beispiel für einen Reality Check wäre das Nasezuhalten. Im realen Leben werden Sie offensichtlich nicht weiteratmen können. Wenn Sie im Traum den Check durchführen und wider erwartend weiter atmen können, dann wissen Sie sicher, dass Sie sich in einem Traum befinden.

Am besten ist es, wenn zum Erlernen des Klarträumens eine Mischung aus mehreren Klartraum-Techniken mit der WBTB-Methode angewandt werden. WBTB steht für “Walking Back To Bed” und funktioniert so, dass ein Wecker auf circa vier bis fünf Stunden nach dem Einschlafen gestellt wird. Wenn der Wecker klingelt, sollten Sie für mindestens 30 Minuten wach bleiben, immer wieder ihr Mantra wie “Ich werde gleich einen Klartraum haben” oder “Ich werde merken, dass ich Träume” vor sich her sagen und gleichzeitig Reality Checks durchführen. Sie trainieren so Ihr Traumbewusstsein und erhöhen die Chance, einen Klartraum zu haben.

Aber Vorsicht! Es kann zwar rein theoretisch jede Person das luzide Träumen erlernen, aber es sollten nicht alle Menschen versuchen. Psychologen raten beispielsweise ängstlichen, seelisch stark belasteten oder psychisch kranken Personen von Selbstexperimenten mit Klarträumen ab. Erlebnisberichte von Betroffenen zeigen auf, wie diese während des selbst herbeigeführten Klartraumes die Kontrolle über diesen wieder verloren und sich dann mitten in einem schlimmen Albtraum wiederfanden. Dies kann die Psyche weiter belasten und der Gesundheit betroffener Menschen schaden.