18 Mai

Kleiner Matratzen-Ratgeber

“Wie man sich bettet, so liegt man” lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Das ist wohl nirgends zutreffender als bei der Matratzenwahl. Matratzen gibt es aus verschiedensten Materialien und in verschiedensten Formen. Die riesige Auswahl kann eine Herausforderung sein. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, eine Schlafunterlage zu finden, die perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Unser Matratzen-Ratgeber zeigt, worauf es dabei ankommt.

Was muss eine Matratze können?

Aufgabe einer Matratze ist es, den Körper im Liegen so zu unterstützen, dass die Wirbelsäule ergonomisch gebettet wird. In der Rückenlage sollte diese ihre natürliche S-Form einnehmen. Dafür müssen Oberschenkel und Oberkörper waagrecht liegen. Das Becken darf nicht zu tief absacken. In der Seitenlage wiederum müssen Schultern und Hüfte soweit in die Unterlage einsinken, dass die Wirbelsäule eine gerade Linie parallel zum Boden bildet. Zudem muss eine gute Matratze Feuchtigkeit, die der Körper im Schlaf von sich gibt, abtransportieren können. Wird sie diesen Anforderungen nicht gerecht, kann es zu Fehlhaltungen, Verspannungen oder Durchblutungsstörungen kommen, die sich wiederum nachteilig auf Schlaf und Wohlbefinden auswirken können.

Liegezonen einer Matratze

Der Mensch ist an unterschiedlichen Körperstellen unterschiedlich schwer. Schultern und Becken sind etwa gewichtiger als der Rücken und sinken daher weiter in ein weiches Material ein. Um dem entgegenzuwirken und entsprechend anpassungsfähig zu sein, teilen sich Matratzen oft in Liegezonen. Bedingt durch die Verarbeitung variieren diese in Elastizität und Dämpfung. Dabei ist der Kopf- und Nackenbereich besonders flexibel. Die weiche Schulterzone grenzt an die eher stützende Becken- und Lendenzone. Hier schließen sich abermals nachgiebigere Abschnitte für Beine und Füße an. Matratzen werden gängiger Weise mit drei, fünf, sieben oder neun Liegezonen angeboten. Wichtiger als die Anzahl ist jedoch die Ausrichtung der Zonen, wobei die mittige Beckenzone als Orientierung dient.

Matratzentypen und -materialien

Federkraft, Weiche- beziehungsweise Härtegrad sowie Möglichkeiten der Luftzirkulation werden entscheidend durch das Material einer Materatze bestimmt. Jeder Werkstoff hat Besonderheiten, Vor- und Nachteile.

Die Federkern-Matratze

Das Standardmodell der letzten 20 Jahre ist die Federkernmatratze. Der Matratzenkern besteht aus Stahlfedern, deren variable Stärken und Spannungen die Liegezonen definieren. Zur Polsterung dient eine Lage Rosshaar, Kaltschaum oder Ähnliches. Die Federkernmatratze gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Bei einer sogenannten Bonell-Federkernmatratze sind die Stahlfedern miteinander verbunden, sodass Druck stets auf die gesamte Fläche verteilt wird. Anders verhält es sich bei Taschenfederkernmatratzen beziehungsweise Tonnentaschenfederkernmatratzen. Hier werden die Federn von einzelnen Textiltaschen ummantelt, wodurch die Matratze eher punktelastisch ist. Federkernmatratzen zeichnen sich durch eine hohe Stützkraft und Formstabilität aus. Dadurch sind sie langlebig und auch für Personen mit hohem Körpergewicht geeignet. Im Inneren der Matratze kann Luft sehr gut zirkulieren, weshalb sie auch stark Schwitzenden empfohlen werden kann. Frostbeulen ist sie dagegen eher abzuraten, da die Federkernmatratze Wärme nur sehr schlecht speichert. Neben dem hohen Eigengewicht und der Tatsache, dass die Matratze nicht mit verstellbaren Lattenrosten kompatibel ist, zählen die durch die Federn verursachten Geräusche und Schwingungen zu nach Nachteilen ihres Typs. Dafür punktet die Federkernmatratze mit einem vergleichsweise günstigen Preis.

Die Kaltschaum-Matratze

Ein weiterer Klassiker auf dem Matratzenmarkt ist die Kaltschaummatratze. Hergestellt wird diese aus Polyurethan, das bei niedriger Temperatur mit Wasser oder Kohlenstoffdioxid als Triebmittel aufgeschäumt wird. Nach der Trocknung und Aushärtung erhält die Matratze Einschnitte für die Liegezonen. Abhängig von der Verarbeitung ergeben sich gewaltige Preis- und Qualitätsunterschiede. Je mehr Material vor dem Aufschäumen eingesetzt wurde, desto besser und langlebiger ist das Endprodukt. Empfohlen wird daher ein Raumgewicht von mindestens 40 kg/cm³. Der Profilschnitt kann von einfachen Linienschnitten über die Breite der Matratze bis hin zu komplizierteren Würfel- und 3D-Schnittprofilen bei hochwertigen Matratzen reichen. Letztere erhöhen die Punktelastizität (letztlich also die Anpassungsfähigkeit) und Feuchtigkeitsabfuhr der Unterlage. Eine gute Kaltschaummatratze ist stützstark und zugleich flexibel sowie wärmeisolierend. Negativ kann der anfangs chemische Geruch einer neuen Matratze bewertet werden.

Die Latex-Matratze

Als besonders hygienisch, anpassungsfähig und langlebig gilt die Latexmatratze – wahlweise hergestellt aus synthetischem oder natürlichem Latex. Natürlicher Latex ist obendrein sehr umweltfreundlich. Auch ein Mix aus beiden Materialien ist möglich. Zur Herstellung der Matratze wird die Latexmischung in eine Stahlform gegossen und erhitzt. Die in die Form integrierten Heizstifte hinterlassen Löcher, die die Matratze flexibel und punktelastisch machen. Sie gleicht sich daher optimal dem Körper an. Latexmatratzen sind weniger anfällig für Milbenbefall als andere Modelle, weshalb sie sich sehr gut für Hausstauballergiker/-innen eignen. Außerdem ist Latex äußerst formstabil, sodass die Matratze gut zehn Jahre lang genutzt werden kann. Ein kleiner Minuspunkt ist ihr materialbedingt relativ hohes Eigengewicht.

Die Visko-Matratze

Schwereloses Liegegefühl verspricht die Viskomatratze, auch bekannt als Memory Foam-Matratze. Der punktelastische Gedächtnis-Schaum passt sich unter Einfluss von Wärme den Körperkonturen an. Durch das Einsinken in die Matratze werden so schwere Körperpartien entlastet. Auch nach einem Wechsel der Schlafposition formt sich das Material entsprechend. Da dies jedoch erst nach einigen Sekunden passiert, könnten Personen mit unruhigem Schlaf die vorübergehenden Liegekuhlen in der Viskomatratze als unangenehm empfinden. Aufgrund ihrer wärmespeichernden Eigenschaften ist sie eher fröstelnden als schnell schwitzenden Menschen zu empfehlen. Eine Memory Foam-Matratze besteht in der Regel aus einer Schicht Viskoschaum auf der Ober- und einer Schicht PU-Kaltschaum auf der Unterseite. Sie ist daher nur einseitig verwendbar.

Die Gelschaum-Matratze

Die Gelschaummatratze vereint die Vorteile der Kaltschaum- und der Viskomatratze. Sie ist ähnlich anpassungsfähig wie die Schlafunterlage aus Memory Foam, jedoch temperaturunabhängig. Aufgrund ihrer schnellen Rückstellfähigkeit bleiben Liegekuhlen aus. Ebenso punktet die Gelschaummatratze mit Langlebigkeit und Qualität. Ihr Raumgewicht ist relativ hoch. Erfahrungsgemäß können unruhige (Aktiv-)Schläfer/-innen und von Rückenschmerzen geplagte Personen sehr gut auf diesem Modell schlafen.

Welche Matratze ist die richtige für mich?

Auf der Suche nach der passenden Schlafunterlage ist es wichtig, sich zunächst mit den eigenen Schlafgewohnheiten auseinanderzusetzen. Neben der bevorzugten Schlafposition (auf dem Rücken, auf der Seite, auf dem Bauch) ist vor allem das Körpergewicht entscheidend, um den richtigen Härtegrad einer Matratze zu bestimmen. Das Schlafverhalten (viel oder wenig Bewegung) spielt ebenso eine Rolle wie Temperaturempfinden, Allergien oder besondere orthopädische Anforderungen (zum Beispiel bei Rückenbeschwerden). Hier ein kleiner Ratgeber-Überblick:

Schlaftyp Empfohlene Matratze Vorteilhafte Eigenschaften
Rückenschläfer/-innen diverse Typen siehe oben
Seitenschläfer/-innen Kaltschaummatratze, Viskomatratze, Gelschaummatratze hohe Punktelastizität (Körperanpassung)
Bauchschläfer/-innen Kaltschaummatratze, Federkernmatratze Stabilität (Einsinken in die Matratze begrenzt)
Aktivschläfer/-innen Federkernmatratze, Kaltschaummatratze, Gelschaummatratze hohe Rückstellkraft (keine Liegekuhlen)
Übergewichtige Personen Federkernmatratze Stützkraft
Schnell frierende Personen Kaltschaummatratze, Viskomatratze Wärmespeicherung
Schnell schwitzende Personen Federkernmatratze Luftzirkulation (Abtransport von Feuchtigkeit)
Allergiker/-innen Latexmatratze hygienisches Material, geringe Anfälligkeit für Staubmilben
Personen mit Rückenschmerzen Viskomatratze, Gelschaummatratze (Beratung beim Orthopäden wird empfohlen) entlastende Bettung
Personen mit kleinem Geldbeutel Federkernmatratze günstiger Preis

Tipps zur Matratzen-Hygiene

Haben wir die richtige Matratze gefunden, wollen wir natürlich auch möglichst lange etwas von ihr haben. Für erholsamen Schlaf auf einer langlebigen Unterlage sollten daher auch einige hygienische Aspekte beachtet werden. Beim Schlafen verliert der Mensch zwangläufig Feuchtigkeit und Hautschuppen, die sich in der Matratze sammeln. Spannbetttücher können das Gröbste abhalten. Eine große Auswahl hierzu finden Sie im Schlaf und Raum Online-Shop. Hilfreich ist auch ein abnehmbarer, bei 60 Grad waschbarer Matratzenbezug oder Matratzenschoner. Darauf kann man bereits beim Kauf achten. Das A und O ist aber die richtige und regelmäßige Belüftung der Matratze. Von geschlossenen Bettkästen ist daher abzuraten, da die Luft hier nicht richtig zirkulieren kann. Auch sollte das Bett nicht direkt nach dem Aufstehen gemacht werden. Besser ist es, das Zimmer und die unbedeckte Matratze für etwa 30 Minuten bei offenem Fenster auslüften zu lassen. Beim Bettenüberziehen kann sie darüber hinaus für einige Stunden aufgestellt werden. Gegen Milben und andere Organismen auf und in der Matratze hilft von Zeit zu Zeit eine kleine Natronkur – das Pulver einfach aufstreuen, einwirken lassen und anschließend gründlich absaugen. Nach spätestens zehn Jahren sollte eine Matratze trotz allem erneuert werden.