31 Mrz

Schlafwandeln: Ferngesteuert durch die Nacht

Beim Somnambulismus, besser bekannt als Schlafwandeln, handelt es sich um das Phänomen, dass ein Schlafwandler, ohne aufzuwachen, das Bett verlässt und meist in der eigenen Wohnung umhergeht. Auch wenn die meiste Zeit keine ernsteren physikalischen Ursachen hinter dem Schlafwandeln stehen, können sich für die betroffene Person extrem gefährliche Situationen ergeben. Aber was genau steckt hinter dem Schlafwandeln und was kann man dagegen tun?

Schlafwandler in Action – was genau passiert im Körper?

Oberflächlich lässt sich bei Schlafwandlern nicht direkt erkennen, ob Sie bei ihren nächtlichen Ausflügen wach sind oder nicht. Oft richten sich  betroffene Personen aufrecht im Bett auf und können sogar einzelne Sätze sagen. Manche Schlafwandler bewegen sich sogar aus dem Bett und beginnen umher zu laufen. In gefährlichen Umgebungen muss der Betroffene dann vorsichtig gesteuert werden, um den Weg zurück zum Bett zu finden. In extremeren Fällen sind auch komplexe Handlungen wie kochen oder Autofahren möglich – am nächsten Morgen wissen Schlafwandler davon jedoch nichts mehr. Medizinisch gesehen gehört das Schlafwandeln zur Kategorie der Schlafstörungen.

Neben dem, für Betroffene typischen, Herumlaufen gibt es noch zwei weitere Formen der Non-Rem-Parasomnien, also der Unterbrechung des Tiefschlafs durch ungewöhnliche und unerwartete Verhaltensweisen. Eine dieser ist das verwirrte Erwachen. Betroffene erwachen nicht vollständig, setzten sich aber aktiv im Bett auf und schauen sich in vielen Fällen verwirrt um. Die dritte Form der Parasomnien ist der sogenannte Nachtschreck. Hierbei erwacht die Person mit extremem Herzrasen und oftmals einem Schrei. Alle dieser Verhaltensweisen finden in den Non-REM-Phasen des Schlafes statt, dazu zählt der Tiefschlaf, der stabile Schlaf und der Übergang zwischen dem Wach- und Schlafzustand. In den REM-Phasen sind die Muskeln des Körpers völlig erschlafft, nur die Augen bewegen sich schnell hinter den geschlossenen Lidern. Daher bekommt der REM-Schlaf (“Rapid Eye Movement-Schlaf”) auch seinen Namen.

Die Frage, warum manche Menschen schlafwandeln, andere hingegen nicht, konnte wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt werden. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörungen entstehen vermutlich dadurch, dass das Gehirn der schlafwandelnden Person nur teilweise aus dem Tiefschlaf erwacht. Studien mit tiefen Hirnelektroden besagen, dass nur Teile des Gehirns eine wachzustandsähnliche Aktivität zeigen. Areale des Hirns, welche für die Bewegung zuständig sind, sind demnach aktiv. Areale die beispielsweise für Erinnerungen oder Interaktionen zuständig sind wiederum nicht aktiv. Das erklärt, warum Schlafwandler zwar umherirren können aber am nächsten Morgen meist nichts mehr davon wissen und bei der nächtlichen Aktivität nicht ansprechbar sind. Gerade Kinder leiden häufig unter Somnambulismus, erklärt werden konnte dies bis jetzt noch nicht. Man geht jedoch davon aus, dass die Ursache das noch unreife zentrale Nervensystem sein könnte, da das Phänomen nach dem Kindesalter meist verschwindet. Weitere allgemeine mögliche Auslöser für Schlafstörungen und somit auch Schlafwandeln sind Stress, psychosoziale Belastung, medikamentöse Therapien und gehäufter Drogen- und Alkoholkonsum. Auch neurologische Störungen wie Epilepsie oder das Restless-Legs-Syndrom können Gründe für einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus sein.

Schlafwandeln vorbeugen – was kann man tun?

Schlafwandeln ist leider nicht heilbar, es gibt keine ursächliche Therapie. Man kann jedoch einiges tun, um Problemen, die das Schlafwandeln begünstigen, vorzubeugen. Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus und eine gute Schlafhygiene können einen großen Unterschied machen. Schlafdefizite können durch regelmäßigen und ausreichend Schlaf verhindert werden. Gerade Schlafstörungen begünstigen die Entstehung vom Schlafwandeln. Das gesunde Schlafen ist hier also von großer Bedeutung. Auch “Autogenes Training” kann hilfreich sein. Das Entspannungsverfahren sorgt dafür, dass Stress abgebaut wird. Allgemein sollte das Gehirn vor dem Schlafengehen so wenig wie möglich äußeren Reizen ausgesetzt werden. Dazu gehört zum Beispiel auch das Handy und laute Geräusche von außen oder Licht. Da der Schlafwandler nur schwer geweckt werden kann, sollten gefährliche Gegenstände, die ein Verletzungsrisiko mit sich bringen, im Haus entfernt und Türen und Fenster verschlossen werden. Falls die Gefahr besteht, dass der Schlafwandler sich aussperrt, kann ein Zweitschlüssel beispielsweise am Bein befestigt werden.

Gerade im Urlaub und in fremden Umgebungen muss auf betroffene Menschen gut acht gegeben werden. Die “schlafwandlerische Sicherheit”, von der viele Menschen spaßhaft reden, existiert nicht. In der medizinischen Literatur wurden schon etliche Fälle dokumentiert, bei denen Schlafwandler sich aus Versehen selbst verletzten oder aus dem Fenster fielen. Die Gefahr der nächtlich auftretenden Episoden darf also nicht unterschätzt werden. Sollten Sie von schlechtem Schlaf oder Schlafwandeln betroffen sein, kann ein erster Schritt sein, das eigene Schlafverhalten genau zu beobachten und mögliche Störungen zu reduzieren.